top of page

Bericht 23 --- Karabach

  • jonasklein30
  • 5. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

Tag 105

19.06.24

Heute melden wir uns aus einem TinyHouse im Süden Armeniens. Es liegen sehr schöne Tage in der Karabach Region hinter uns, doch fangen wir erstmal mit Georgien an. Leider ist es viel zu kurz gekommen, sodass ich es im Kopf abspeichere als wäre es ein kleiner Teil von Russland. Ist sicher völliger quatsch, aber je weniger man versteht, desto mehr Klischees braucht man, um es mal grob zu verorten. Es gibt sicher ein paar oberflächliche Parallelen, aber das wars auch. So gibt's einen Grund nochmal hin zu fahren :)

Wir haben uns nicht die Zeit für eine Extraschleife durch Georgien gegönnt, weil die Jahreszeiten und Visa der Folgeländer es verbieten. Um diese zu beantragen, sind wir in die armenische Hauptstadt Yerevan gefahren.

Kurz bevor wir die moderne Stadt erreichen, sahen wir noch einen Hirten der gerade ein Schaaf in einer Bushalte häutet. Die Kontraste von Stadt zu Land sind hier enrom. Als wären die Menschen in der Stadt sehr schnell zu Wohlstand gekommen und in die moderne getaucht, während die Landbevölkerung einfach stehen geblieben ist.

Yerevan wirkt so, als wäre es eine Stadt in Europa. Diesmal war das heimische Gefühl sehr angenehm. In Istanbul war ich etwas genervt davon, doch nach 6 Wochen Türkei war es schön nochmal etwas vertrautes zu erleben.

Aber da war ja noch das Thema mit den Visa.

Es waren 3 Tage Papierkrieg, viel hin und her fahren, doch am Ende halten wir ein 2-Moants-Iran-Visum und ein 3-Monats-China-Visum in den Händen. Lediglich Turkmenistan stellt aktuell keine Transit-Visa aus, doch es gibt noch die Option mit einer Reiseagentur durch den kleinen Staat zu reisen. Das hieße allerdings Fahrräder auf die Ladefläche und kutschiert werden. Trotzdem sind wir mit der Lösung sehr zufrieden, weil wir so, ohne große Unterbrechungen, die Reise auf dem Landweg fortsetzen können. Die Veränderung von Land und Leuten so genau beobachten zu können ist extrem interessant und es zu überfliegen fühlt sich gerade für uns beide nicht richtig an. Manche Übergänge von einem Land ins nächste sind eher fließend, andere sehr abrupt. An der türkisch-georgischen Grenze war es sehr krass und man merkt wie zwei sehr unterschiedliche Kulturen nebeneinander leben. Das hätten wir auf dem direkten Weg in den Iran gar nicht so mitbekommen. Zum Glück dürfen wir das noch sehr oft beobachten und drüber diskutieren. Sehr interessant wie stark Geographie, Religion, die größe eines Landes, das aktuelle Oberhaupt, die individuelle Geschichte und die aktuelle Rolle in der Weltordnung ein Land prägen. Bereits in Erzurum mussten wir feststellen wie man einfach nichts über diesen Teil der Erde weiß. Die Stadt war von 10 verschiedenen Völkern besetzt, davon kannten wir auch nur die Hälfte sehr grob. Aber das macht es auch spannend und man schnappt hier und da immer mal wichtige Infos auf. Es war im Geschichtsunterricht und alltäglichen Diskussionen einfach nicht relevant.

In Armenien hatten wir mit rund zwei Wochen schon etwas mehr Zeit, um einen Eindruck zu gewinnen. Es fällt trotzdem schwer, weil man so wenig über dieses Land weiß und auch niemanden kennt, der von dort kommt. Zudem befindet sich auch vieles im Umbruch, was es sicherlich auch nicht einfacher macht.

Ab Yerevan war es wie ein langer Pass in den Süden des Landes, entlang der armenischen Seidenstraße in die extrem grüne Karabach-Region. Dort haben wir den bisher schönsten Bergpass der gesamten Reise gefunden. Oben wird man mit einem Ausblick auf das Zagros-Gebirge im Iran belohnt, bevor man 1600 Höhenmeter ins Tal abrollt und plötzlich vor Stacheldraht am Grenzfluss zum Iran, dem "Aras" steht. In Gedanken waren wir seit Yerevan schon häufiger im Iran, doch so konkret wie in diesem Moment war es vorher nicht. Wir haben lange überlegt ob wir es machen sollen oder nicht. Je länger man unterwegs ist, desto mehr Vertrauen baut man auf und so haben wir uns in Erzurum für ein Visum beworben. Der finale Entschluss ist in Yerevan gefallen, als wir das Visum in der Hand hielten. Es hatte sicher auch damit zutun, dass wir die Tages-Nachrichten nicht eingeschaltet haben und stattdessen mit Erfahrenen direkt gesprochen und geschrieben haben. Zudem erfährt man über diverse WhatsApp Gruppen auf der Reise auch wie viele Radfahrer und Motorradfahrer aktuell in Russland und dem Iran unterwegs sind, was zusätzlich Mut macht. Dann trifft man ebenfalls Radfahrer an den Botschaften und bekommt auch direkt eine Einladung für die Hauptstadt Teheran, was ebenfalls ein gutes Gefühl vermittelt. Morgen passieren wir die Grenze und sind sehr gespannt was uns erwartet 😊🚲🚲



 
 
 

Kommentare


bottom of page