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Bericht 39 --- Bali

  • jonasklein30
  • 5. Nov.
  • 5 Min. Lesezeit

23.03.25

Es ist soweit. Ich bin in Bali eingetroffen und der Besuch bei der Manikaji Schule steht bevor. Der erste Stop ist bei David Booth. Ursprünglich stammt er aus UK doch lebt seit 25 Jahren auf Bali und ist einer der Gründer des Projekts. Ich darf ihn in seinem Büro in Denpasar treffen. In nur einer Stunde überflutet er mich mit Infos und ich staune nicht schlecht. Zum Glück gibt er mir nochmal einiges zum nachlesen mit, denn merken konnte ich mir nur die Hälfte. Der Akzent macht es auch nicht leichter. Ein paar Dinge sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Als erstes: Warum er das ganze eigentlich macht?

David erzählt von einem Projekt bei dem sehr ursprünglich lebende Menschen zur Sozialisierung gedrängt wurden. Nachdem er das erlebt hatte, war seine Motivation es anders zu machen: Hilfe zur Selbsthilfe geben. Über einige Umwege erfuhr er von der abgelegen Region im Nordosten Balis, genannt Ban. Es ist ein rund 7200 Hektar großes Areal mit etwa 15000 Einwohnern. Die Menschen die dort leben sind Ende der 90er nicht registriert, erhalten keine Lebensmittel und Güter von außerhalb, keinerlei Bildung oder medizinische Versorgung. Als Wasser steht lediglich Regenwasser zur Verfügung, welches nicht nur stark verunreinigt ist, sondern in der Trockenzeit auch knapp wird. Besonders die Kindersterblichkeit von 30 % im ersten Lebensjahr fand ich sehr aussagekräftig für die Zustände vor 30 Jahren und zeitgleich sehr schockierend, weil es so eine greifbare Zahl ist. Am Abend schlafe ich etwas nervös ein, nachdem ich mir all diese Statistiken vor dem Schlafen durchgelesen hatte und bin etwas unsicher was mich am nächsten Tag erwartet. Auch die Kopie einer händisch angefertigten Landkarte macht es zusätzlich spannend. Es gab wohl kein Kartenmaterial, daher hat David selbst welches erstellt. Wenn mich nicht alles täuscht, gab es noch ein kleines Erdbeben passend zum Einschlafen und der Tag ist perfekt.

Früh am nächsten Morgen werde in von einem Mitarbeiter des Projektes mit einem Geländewagen abgeholt.

Nur wenige Kilometer hinter den Grenzen der Stadt wird es sehr bergig und schnell sind keine Touristen mehr zu sehen. Häufig schließe ich die Augen als wir an Wildhunden, Rollern und kleinen Kindern am Straßenrand zugig vorbeirauschen.

Wir fahren weiter in den Dschungel und die Straßen werden schlechter. Es gibt noch asphaltierte Straßen, allerdings sind diese aufgrund von Regenfällen und Sturm in den letzten Tagen, von Ästen und Schotter übersät.

Angekommen am Hauptsitz, zentral in der betroffenen Region gelegen, treffe ich Komang. Er steht in engem Austausch mit David und wird mich den Tag über herum führen. Er war ebenfalls Teil des Gründerteams bestehend aus 4 Personen. Nach kurzem kennenlernen machen wir uns auch direkt auf den Weg zur Manikaji Schule. Jetzt wird mir auch klar warum es einen 4x4 Geländewagen benötigt. Es gibt keinen Asphalt und es geht steil den Berg rauf. Es wirkt wie ein großer Nationalpark auch wenn es offiziell keiner ist.

Wir haben Glück mit dem Wetter, denn die Tage zuvor gab es nur Regen. Keine Ahnung wie man dann hier rauf kommen möchte. Der Weg ist genau so breit wie das Auto und man muss sich festhalten damit man im Auto nicht überall anschlägt. Aber seht selbst im Video unterhalb. Zudem hat ein Sturm einige Dächer abgedeckt während den letzten Tagen.

Nach 5 Kilometern steil bergauf erreichen wir die abgelene Schule auf 850 Meter über dem Meer. Der Ausblick ist traumhaft schön. Die stark bewachsenen Berge laufen langsam nach Norden aus, sodass man einen freien Blick aufs Meer hat.

Zudem kann man zwei Vulkane sehen. Einer ist auch immer mal aktiv. Keine Lavaströme, aber auch die Aschewolke kann dafür sorgen, dass die Menschen in Sicherheit gebracht werden müssen. Dazu kommen auch noch Erdbeben, welche nicht selten zum Einsturz der einfachen Gebäude fürhen.

Viele Kinder laufen mehr als 1 Stunde zur Schule und es geht steil bergauf. Keine einfachen Bedienungen zum Leben. Bis zum Schluss bin ich wegen Erzählungen und Statistiken etwas nervös, aber als wir den Jeep verlassen schaue ich in glückliche Gesichter, sehe gesunde und vitale Kinder beziehungsweise Jugendliche. Damit ist jegliche Anspannung verflogen. Es hat sich offensichtlich einiges getan seit dem Beginn des Projektes. 89 Schüler zählt die Schule insgesamt. Wir schauen dem regen Treiben auf dem Schulhof zu bevor wir in den Klassenräumen vorbeischauen. Die Schuluniform ist an die jeweilige Schulklasse angepasst und ziemlich farbenfroh. Die Schüler lassen sich von uns gar nicht stören, selbst als wir in den Klassenräumen vorbeischauen. Komang fragt die älteste Klasse ob sie mit uns zur kleinen Farm laufen und uns etwas rumführen würden. Schon sind wir unterwegs.

Tomaten, Auberginen, Spinat, Pepperoni, Pak Choi und vieles mehr.

Spezielle Gräser mit tiefen Wurzeln an jeder Trasse um der Erosion durch Regenfälle entgegen zu wirken. Das Konzept wirkt schon sehr ausgereift und man kann die Erfolge bereits ernten. Zu Hause leben es auch viele Schüler und bauen eigenes Gemüse an. Es hilft den Menschen, weil die Ernährung bestehend aus Reis und Bohnen zu einseitig ist. Doch es braucht wohl bis heute noch Supplemente um die Defizite auszugleichen. Die gute Laune und Energie von so jungen Menschen ist richtig ansteckend. Es schön zu sehen wie sich innerhalb einer Generation so vieles zum positiven entwickeln kann.

Wie es hier wohl in 10 Jahren mal aussieht? Schwer zu sagen auch für Komang. Anträge für asphaltierte Straße sind bereits gestellt. Damit wäre sicher schon sehr geholfen. Ob es dort auch die Möglichkeit geben wird ausreichend Geld zu verdienen? Sodass niemand die Region verlassen muss. Eine Möglichkeit ist wohl die Nutzung des Bambus der vor Ort gut wächst. Das bringt uns zum letzten Halt der Rundtour.

Bevor es zurück nach Denpasar geht machen wir noch einen Halt bei der Bambus-Werkstatt. Leider ist das Projekt mit den Fahrrädern aus Bambus eingeschlafen.

Bambus nur schlagen und verkaufen bringt nicht sonderlich viel Ertrag mit sich, daher die Idee mit Fahrräder und Wertschöpfung vor Ort. Besonders in Europa gab es Interesse an den Fahrrädern, doch seit COVID sind die Transportkosten etwa um Faktor 5 gestiegen. Hoffentlich findet sich noch eine Lösung in der Zukunft.

Nachdem ich ein paar Einblicke ins Projekt erhalten habe bin ich richtig begeistert von deren Arbeit. Es hat sich gelohnt den Weg auf sich zu nehmen. Häufig muss ich Dinge erleben damit ich es wirklich begreifen kann und zeitgleich das Projekt im Kopf abschließen kann. Für Charlotte ist es wohl ähnlich, denn sie hat sich auch sehr gefreut, dass ich noch für uns hinfahre und die gemeinsame Reise einen schönen Abschluss findet.

Aktuell haben wir es gemeinsam auf 6165,20€ gebracht. Vielen lieben Dank an euch. Es ist so viel mehr als erwartet und jetzt können wir euch sicher sagen, dass es eine sinnvolle Verwendung hat und vor Ort vieles bewegen kann. Das Spenden-Projekt bleibt weiterhin geöffnet. Vielleicht wisst ihr noch jemanden der Interesse hat, vielleicht gibt es nochmal einen Zeitungsartikel oder Bericht in einem Online-Magazin. Wir sind gespannt wie es weiter geht 🙂



 
 
 

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