top of page

Bericht 35 --- Vietnam

  • jonasklein30
  • 5. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

05.12.24

Die Einreise nach Vietnam verlief über einen besonderen Grenzübergang. Eine Stadt, getrennt durch einen Fluss, befindet sich zur einen Hälfte in China und zur anderen Hälfte in Vietnam. Als würde man ein Bahnhofsgebäude betreten, nur dass wir nicht in einen Zug gestiegen sind. Trotzdem standen wir 15 Minuten später, in einer anderen Stadt, in einem anderen Land.

Ein sehr unkomplizierter Grenzübergang, mit einer Standard-Gepäckkontrolle von chinesischer Seite und lediglich einer Passkontrolle der Vietnamesen. Wir haben sowohl in Hekou Yao (China) als auch in Lao Cai (Vietnam) eine Nacht verbracht. Wegen der Grenznähe gab es Gemeinsamkeiten, doch auch bereits einige Unterschiede.

Aktuell vergleichen wir sehr vieles mit China, weil wir dort so lange waren und es sehr prägend war. Das Frühstück war noch recht ähnlich zum chinesischen, allerdings gab es im Laufe des Tages auch knusprige Gerichte wie Baguette oder Frühlingsrollen. Knuspriges Essen und Röstaromen hat es viele Monate nicht gegeben, denn in China waren weiche und schleimige Zubereitung wesentlich beliebter. Nicht nur Brot und Käse, es gab gar keine ausländischen Produkte in den Supermärkten. Lediglich in den großen Städten gab es Supermärkte, die darauf spezialisiert waren.

In Vietnam scheint es auch abseits des Tourismus mehr Interesse an Essen aus dem Ausland zu geben oder es könnte bereits Teil der eigenen Kultur sein. Auch englisch-sprachige Musik oder Werbung für Black Friday weisen darauf hin, dass man nicht so eigenständig ist wie China. Es wird zudem ein bisschen mehr Englisch gesprochen und es gibt lateinische Buchstaben. Nicht das es die Sprache für uns einfacher machen würde. Es hört sich vieles gleich an und ist zudem sehr abgehackt. Ich habe die Leute einen Tag mit "Lai Chao" begrüßt, was der Name einer Stadt ist. Nicht zu verwechseln mit der Grenzstadt "Lao Cai" oder dem tatsächlichen Gruß "Xin Chao".

Wie offen dieses Land ist, besonders für den Tourismus, wurde in Sapa sehr offensichtlich. Zwei Tage sind wir mit dem Fahrrad in die Berge geradelt, um dort bei 10° mit leichtem Nieselregen und 5 Meter Sichtweite begrüßt zu werden. Eine Stadt komplett auf die Bedürfnisse von Europäern zugeschnitten.

Es besteht nur aus Massage-Studios, Hotels, Cafés, Taxis und Restaurants.

Die große Auswahl an Essen haben wir dankend angenommen, sowie die Nacht in den Tiny Houses. Zu beobachten wie andere reisen war nochmal ganz interessant, denn viele waren mit Rucksack und Roller unterwegs. Wir haben nochmal festgestellt, dass wir für uns die richtige Variante mit dem Fahrrad gewählt haben und so die Tourismus-Hochburg Recht zügig verlassen. Besonders nach dem Besuch in CatCat, einem kleinen Nachbarort war es einfach genug. Sicherlich ein schöner Ort, aber finanziell so ausgeschaltet, dass es keinen Charme mehr hatte.

Zurück auf dem Fahrrad rollen wir nur 20 km weiter durch ein Dorf, dass überhaupt nicht bekannt ist, aber das tatsächliche Leben in Vietnam zeigt. Nicht in einem Tal mit Wasserfall wie CatCat, aber dafür authentisch und interessant. Einfaches Leben von Reis und Mais wie in China, doch es sind einige Früchte dazu gekommen. Die Dörfer sind sehr schön anzuschauen, weil fast alles aus Holz gebaut ist und sich sehr schön in die Natur einbettet. Stelzenhäuser, darunter häufig eine Familie mit ein paar Kindern, kleine Hunde und ein Motorroller. Besonders auffällig ist das breite grinsen vieler Menschen hier, was die goldenen oder fehlenden Zähne zeigt. Viele Männer sieht man in grüner Kleidung und Helme tragen, welche sehr deutlich ans Militär erinnern. Auch in den chaoitischen Märkten haben wir sie zum Verkauf gesehen. Man ist hier vielleicht stolz darauf, sich gegen mehrere Großmächte behauptet zu haben und verbindet mit Militär die eigene Freiheit und Gerechtigkeit. Wir denken sehr viel über die schreckliche Historie des Landes nach, weil es auch noch eine so Junge Geschichte ist. Auch die Plakate am Straßenrand auf denen Ho Chi Minh abgedruckt ist, erinnern uns regelmäßig daran. Es muss noch einige Zeitzeugen geben die man täglich trifft, denn erst seit 50 Jahren herrscht Frieden. Müssen diese Menschen nicht traumatisiert sein? Bekommen wir es einfach nicht mit? Aber wie können sie so freundlich sein? Warum erleben wir hier keinen Rassismus, aber bei uns?

Mit all diesen Gedanken fahren wir weiter durch die traumhafte Natur Vietnams.

Wir befahren nur den Nordwesten des Landes, weil es dünn besiedelt ist und kaum Verkehr gibt. Jeden Morgen ist das Tal von Nebel bedeckt und meist konnten wir es von einer Anhöhe beobachten. Steckt jedoch unten im Nebel, dann ist alles nass.

Wir haben uns gegen die wohl beliebte Route über den Ha Giang Loop und Hanoi entschieden, weil sich viele Menschen, Hektik und Verkehr gerade nicht richtig angefühlt haben. Charlotte hat eine ideale Route gefunden. Es gab wenig Infrastruktur, aber wir waren gut vorbereitet. Immerhin konnten wir ausreichend Wasser finden, denn so extrem geschwitzt waren wir bislang noch nicht. Nicht das es besonders heiß wäre, aber 28°, die hohe Luftfeuchtigkeit und Anstiege mit 20% Steigung lassen mein T-Shirt fast gänzlich die Farbe wechseln. Der Schweiß verdunstet bei dieser Luftfeuchtigkeit einfach nicht, sodass es bergab fast zu kalt wird. Auch wenn der Norden wohl weniger durch chemische Waffen des Krieges belastet ist, wollten wir auf das Wasser aus den Flüssen nicht zurückgreifen. Auch wenn wir einen Filter haben, können wir die Gefahr überhaupt nicht einschätzen und haben so bei jeder Möglichkeit Wasser gekauft. Wen es interessiert:

Ohne Infrastruktur ist es nicht nur mit der Trinkwasserversorgung, sondern auch mit der Hygiene nicht so einfach. Doch es hat irgendwie geklappt und die Dusche nach 5 Tagen im steilsten Gelände, war sehr besonders. In China haben wir uns immer auf die heiße Dusche gefreut, jetzt heißt es plötzlich wieder kalt abduschen.

Wir befinden uns in direkter Nähe zu Laos. Dort wird es bezüglich Höhenmetern und Infrastruktur sicherlich nochmal krasser. Hoffentlich bleibt die Natur so schön. Traumhaft zu sehen, weil alles so kräftig und lebendig wirkt. Der Nordwesten hat sich uns als großer zusammenhängender Wald gezeigt. Wo kein Baum steht, ist eine kleine Straße, ein Haus oder ein Feld. Europa wäre ohne menschlichen Eingriff auch von Wäldern bedeckt, aber hier ist die Abholzung noch nicht so weit fortgeschritten, sodass man es noch viel besser erahnen kann. Ziemlich sicher ist es auch nicht in ganz Vietnam so vorzufinden. Vielerorts hatten wir den Eindruck, dass es sich um künstlich angelegte Orte handelt, weil ein Holzhaus umringt von Palmen mit Bergen im Hintergrund schon sehr idyllisch wirkt. Als wollte man Reisende in eine Strandbar locken, aber hier schaut es halt einfach von Natur so aus und der Hausbau scheint Tradition. Wir sind sehr zufrieden mit dem was wir hier geboten bekommen 😊



 
 
 

Kommentare


bottom of page