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Bericht 29 --- Khorog

  • jonasklein30
  • 5. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

*Reisebericht Tag 176*


Unsere Reise hat mit dem Pamir ein ganz neue Komponente bekommen. Es hat etwas vom Wandern und wir fühlen uns in den Bergen so wohl, als wären wir zu Hause in den Alpen unterwegs. Genau das brauchen wir gerade, damit unsere Reise nochmal richtig Fahrt aufnimmt. Wenig Menschen, tolle Landschaften und leere Straßen.

Aber es wäre ja keine Radreise in Zentralasien, wenn diese Idylle nicht etwas trügerisch wäre.

Erinnert ihr euch an den Auszug der letzten Nachricht?

"Das Visum gab es kostenfrei bei der Einreise, allerdings nur für 30 Tage, sodass sich nichts groß verzögern darf.

Wetter, Gesundheit und die Technik sollten ziemlich problemlos mitspielen."

War wohl etwas optimistisch das ganze....


Wir sind einige Tage am Stück unterwegs, kommen gut voran und fühlen uns ein bisschen wie zwei Musterschüler, weil alles so glatt läuft und wir uns gut vorbereitet fühlen. Die drei Radreisenden die wir treffen haben Durchfall und einer noch zusätzlich Probleme mit einem Reifen. Wir sind froh diesmal nicht betroffen zu sein, denn die Schotterpiste ist bereits bei idealen Bedingungen hart genug zu fahren. Besonders der bisher höchste Pass mit 3250 Metern war harte Arbeit, aber dort oben zu stehen hat uns sehr beflügelt und Freude auf die kommenden Wochen geweckt. Die anschließende Abfahrt entlang der steilen Felswände war eine der schönsten auf unserer Reise. Wir sind im Minutentakt angehalten, um die Aussicht zu genießen und Fotos zu schießen. Der Pass endet genau am Grenzfluss zu Afghanistan, dem wir für einige Tage folgen werden.


Genau wie die Tage zuvor bauen wir an einem traumhaften Ort unser Zelt auf. Wir freuen uns auf die harten Etappen der nächsten Tage, denn wir fühlen uns bereit. Doch am nächsten Morgen verlasse ich fluchtartig das Zelt - der Durchfall lässt erneut grüßen. Wir überlegen trotzdem ein Stück weiter zu fahren, allerdings mit etwas mehr Luftdruck als am Tag zuvor. Als ich die Pumpe ansetzte habe ich plötzlich das ganze Ventil in der Hand und die Luft entweicht. Ein weiterer Schlauch hat einen Verarbeitungsfehler und damit sind 2 der 4 neuen Schläuche dahin. Die anderen 2 haben wir bereits verbaut, sodass wir wieder auf die Schläuche mit endlos vielen Flicken zurückgreifen müssen. Während den Arbeiten am Fahrrad geht es mir von Minute zu Minute schlechter und wir beschließen erstmal an diesem Ort zu bleiben. Neben der Qualität des Essens ist auch die Verfügbarkeit ein großes Problem. Wir hatten einige Tage an denen wir 4x am Tag Reis gegessen haben, weil wir nichts anderes finden konnten, dass reichlich Energie liefert. Am Morgen mit ein bisschen Kondensmilch, damit man es runter bekommt.


-Es gibt keine Haferflocken mehr

-Käse nur noch selten

-Bananen selten

-Keine Konserven oder Soßen für Pasta oder Reis

-Die Ansprüche sind stark gesunken, aber das Brot kann man nicht essen.


Keine Ahnung was die Tadschiken überlicherweise essen. Wahrscheinlich noch vieles aus eigenem Anbau bzw selbst geschlachteten.



Wie auch immer....Ich habe viel auf meiner Isomatte gelegen und bin nur mit dem Schatten der Bäume gewandert, während Charlotte viel Arbeit gewonnen hatte. Wenn eine Person ausfällt, muss die andere plötzlich doppelt so viel machen. Von Essen besorgen, (Reis) kochen, Wasser suchen und filtern, Waschen und Zelt aufbauen.


Nach 2 Tagen ging es endlich weiter Richtung Khorog, unserem letzten Halt, bevor mindestens 1 Woche auf über 3000 und 4000 Metern sein werden. Ganze 10 Minuten im Sattel und es steht der nächste Stop an. Die Arbeiter einer Baustelle beschließen, die Straße erst zur Mittagspause wieder freizugeben, also 2.5 Stunden später. Wenigstens gab es einen Baum der etwas Schatten gespendet hat, bevor wir in der Mittagssonne durch die nicht enden wollenden Baustellen radeln durften. Es handelt sich um ein Großprojekt von Tadschikistan und China, um den Pamir Highway für Warentransport per LKW besser nutzen zu können. Wer weiß wie es hier in ein paar Jahren aussieht. Mir ist es ein Rätsel wie ein LKW mit 6 Neuwagen beladen die aktuelle Route fahren kann, denn wir hatten auf der Schotterpiste schon mit dem Fahrrad ordentlich zu kämpfen. Aber wir haben es nach Khorog geschafft. Nach 10 Tagen im Zelt wurde es auch Zeit für eine Dusche. Ab hier sollte jetzt wirklich alles glatt laufen mit Technik, Wetter und Gesundheit. Ich komme mir schon fast naiv vor, wenn ich das nach den ganzen Ereignisse immernoch glaube :D Für den Fall das etwas schief geht, wird es sicher auch eine Lösung geben.


Wir beschweren uns in den letzten 2 Monaten schon häufig, aber alles andere wäre auch gelogen. Eine Radreise ist nicht immer toll. Wenn wir gerade etwas lernen, dann einfach mit noch mehr Gelassenheit auf diese Probleme zu reagieren und nicht zu erwarten das es einfach wird. Es ist Teil einer Radreise an solch extremen Orten und entweder man akzeptiert es oder muss die Reise an einem Ort fortsetzen, wo es nicht so herausfordern ist. Aber davon sind wir noch weit entfernt. Die meisten Radreisenden leiden ohnehin ganz gerne und freuen sich über neue Herausforderungen, solange man nicht handlungsunfähig ist. Sonst wäre es wohl zu langweilig. Also nein, wir bereuen es nicht, Zentralasien kennenzulernen.


Zum Abschied nochmal ein schöne Neuigkeit :)


Wir haben knapp 2000 Euro Spenden eingesammelt.

Vielen Dank dafür! Wir wissen das wirklich sehr zu schätzen und hoffen sehr das wir es bis nach Bali schaffen. Das Geld geht natürlich ohnehin an die Manikaji Schule. Es gibt auch kein klares Limit, der Maximalbetrag wird immer wieder angepasst wenn ein bestimmter Betrag erreicht wurde. Hier nochmal der Link zum Projekt:




 
 
 

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